Die unendliche Geschichte des sauerländischen Kinderheims „Marienfrieden“ und seiner unkooperativen Betreiber geht in die nächste Runde. Einer der von schwerem Missbrauch betroffenen Ehemaligen hatte vor einigen Jahren einen Antrag auf Leistungen nach dem Opfer-Entschädigungsgesetz (OEG) gestellt. Ihm wurde nun amtlich attestiert, dass er Opfer perverser Heim-Mitarbeiter wurde.
Das Verfahren der Opferentschädigung durch den Staat sieht eine umfangreiche juristische und medizinische Prüfung der Sachverhalte und Schädigungen vor. Im Fall des ehemaligen Heimkindes aus dem Sauerland kommt die Behörde nach jahrelangen Ermittlungen – zu denen auch die Anhörung von Zeugen gehörte – zu dem Ergebnis, dass der Betroffene Opfer schweren Missbrauchs durch Heimpersonal wurde und dadurch gesundheitliche Einschränkungen erlitten hat, die bis in die Gegenwart andauern.
Die Feststellung der Behörde ermöglicht dem sogenannten Geschädigten, staatliche Leistungen wie zum Beispiel eine Rente oder medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Nach Auffassung der IG Heimkinder eine geradezu absurde Situation, da alle diese Leistungen vom Steuerzahler zu berappen sind. Die eigentlich Verantwortlichen – in unserem Fall der Verein „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SKF) – bleibt weiterhin unbehelligt. Die bekanntlich wegen multipler Begabungslosigkeit gehinderte Politik hat es bis heute nicht hinbekommen, Gesetze dahingehend zu ändern, dass Verantwortliche auch nach langer Zeit noch in Haftung genommen werden können.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es zwar eine Möglichkeit gibt, OEG-Leistungen von Verantwortlichen zurückzuverlangen, mit einer angemessenen Entschädigung der Betroffenen hat dies jedoch nichts zu tun.
Als vor einigen Jahren eine weitere Klage gegen den Heimbetreiber SkF beim zuständigen Landgericht eingebracht wurde, hatte der Geschäftsführer des Vereins gegenüber Pressevertretern geäußert, man würde ja zahlen, wenn denn feststünde, dass es die Missbrauchsfälle tatsächlich gegeben hat.
Mit Blick auf die zahlreichen Betroffenen, die allein bei der IG Heimkinder bekannt sind, erscheint es schon arg pervers, die Taten überhaupt in Frage zu stellen. Auch deshalb, weil der Heimbetreiber von den Fällen seit Jahrzehnten weiß. Dies wurde zuletzt durch die Ermittlungen der Behörde deutlich.
Da nun auch die jüngste Ausrede des Heimbetreibers als solche enttarnt wurde, stellt sich den Betroffenen die Frage, ob es nun die damals zugesagten Entschädigungen geben wird.
Diese Frage haben wir selbstverständlich auch dem Heimbetreiber SkF gestellt. Bisher (nach zwei Wochen) haben wir keine Antwort zu unserer Anfrage erhalten. Auch der Betroffene selbst hat beim Heimbetreiber angefragt, ob man denn nun – mit Blick auf die plötzliche Erleuchtung der Kirchen-Chefs – in Gespräche eintreten möchte. Auch diese Anfrage blieb offenbar über Wochen unbeantwortet.
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