Immer wenn es auf unseren Internetseiten etwas ruhiger zugeht, passieren hinter den Kulissen durchaus spannende Dinge. In den vergangenen Monaten haben wir weitere Einrichtungen „übernommen“ – also zahlreiche weitere Betroffene kennengelernt. Ebenso neu: Bei den langjährigen Verhandlungen mit unwilligen Kirchen-Bossen gibt es erste Ergebnisse, die hoffen lassen.

Katholische Kirche will Missbrauchsopfer entschädigen

Die Meldung des Jahres ist sicher der Durchbruch bei den Verhandlungen mit den Anführern der kath. Kirche. Während man es in der Vergangenheit vorgezogen hat, die Opfer des systematischen kirchlichen Missbrauchs zu verspotten, ist man nun zu dem Schluss gelangt, dass wohl kein Weg an der Entschädigung der Betroffenen vorbei führt. Die Chefs der kath. Kirche in Deutschland haben zwei Konzepte vorgelegt, die Entschädigungen in Größenordnungen bis 400.000 Euro vorsehen. Diese Beträge finden unsere Zustimmung, da sie zumindest an die entstandenen Schadenshöhen heranreichen. Die Kirche wäre nicht die Kirche, wenn es nicht auch einen Haken gäbe: So gibt es noch immer zahlreiche greise Kleidchenträger, die es ablehnen, die Opfer ihres Tuns zu entschädigen. Die letzte Entscheidung in dieser Sache hat nun der Chef (Papst) zu treffen. Der gilt nicht gerade als großer Veränderer, hat aber gegenüber der Öffentlichkeit zugesagt, dieses Thema nachhaltig aufzuarbeiten. Er wird dieser Lösung also kaum widersprechen können, ohne sich zum Depp des Jahrhunderts zu machen.

Ist diese Entscheidung wegweisend für alle Opfer kirchlicher Einrichtungen?

Die Frage ist derzeit nicht eindeutig zu beantworten. Wir rechnen damit, dass sich jene Träger der Linie der Kirche anschließen, die bisher die unsägliche Haltung der Kirchenbosse als Ausrede genutzt haben. Allen voran die Dortmunder Horror-Schwestern „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SkF) hatten stets jede Aufarbeitung und jeden Schadenersatz abgelehnt, weil ihnen die Kirche dies so vorgesagt habe. Diese Art des Umgangs mit jahrzehntelanger Verbrechenskultur – immerhin hat das bekannte Horrorheim „Marienfrieden“ fast 50 Jahre lang Kinder gequält und so viele Opfer hinterlassen wie nur wenige andere – ist in Deutschland bisher einmalig. Ob dort nun ebenfalls ein Sinneswandel stattfindet, wissen wir noch nicht. Wir haben selbstverständlich auch dort um Stellungnahme gebeten. Bisher liegt uns die Antwort nicht vor. Andere kirchliche Träger hatten zwischenzeitlich eine mehr oder weniger professionelle Aufarbeitung ihrer Geschichte begonnen und auch im Bereich der Entschädigungen Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Neue Einrichtungen

Die IG Heimkinder hat in den vergangenen Monaten eine Reihe neuer Fälle übernommen. So betreuen wir nun zahlreiche Betroffene von Heimen und Internaten aus dem gesamten Bundesgebiet. Neben kirchlichen und staatlichen Einrichtungen haben wir jetzt auch einen privaten Träger auf der Liste, der recht elitäre Einrichtungen betrieben hat und zum Teil noch betreibt. Über diese sehr interessanten Fälle berichten wir in den nächsten Tagen, sobald uns alle Stellungnahmen und Berichte der Betroffenen vorliegen.

Unser Fazit: Politik bleibt übelster Mittäter

Bei aller Begeisterung über die wachsende Zahl der organisierten Betroffenen und der Erfolge in den Verhandlungen mit den Verantwortlichen bleibt das Grundproblem unverändert: Der beste Freund der Kinderquäler ist noch immer die Politik. Die andauernde Weigerung der Politik, Gesetze so anzupassen, dass Verantwortliche Verantwortung übernehmen müssen, spielt den Tätern in die Hände und führt zu absurden Begegnungen, wie wir sie bei unseren Verhandlungen immer wieder erleben. Da lachen die Chefs der Verantwortlichen Organisationen ganz offen über die Opfer und die Politiker, die – so wörtlich – „zu dumm“ sind, geeignete Gesetze zu erlassen.

Wir werden auch in Zukunft daran arbeiten, dass diesen Menschen das Lachen vergeht. Begabungslose Politiker abzuwählen, ist hingegen Aufgabe des Wählers.

 

Symbolfoto / Archiv

 

 

1 Kommentar

  1. Es macht mich fassungslos, zu lesen, wie pietätlos mit den Opfern umgegangen wird. Als sei der jahrelange Missbrauch nicht schon schlimm genug, ist das Verhalten der Kirche gegenüber den Opfern wie ein weiterer Schlag ins Gesicht. Echt traurig, schämt euch, ihr angeblichen Moralhüter.
    Ich könnte kotzen, sorry

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